Eingeladen zum Wissensnetzwerk Innenstadt

österreichischer Städtebund

Alles begann mit einer zufälligen Begegnung bei der Müllstation in unserer Nachbarschaft. Dort traf ich zufällig und gänzlich unerwartet Richard Steiner. Wir kannten uns bereits, wussten aber nicht, dass wir nur einen Steinwurf weit auseinander lebten! Das hat uns neugierig gemacht und zu einem ganz besonderen Nachbarschaftsprojekt geführt: Die Geschichte von Michls Knie

Viele kleine Dinge haben wir damit in unserer Nachbarschaft bewegt: der freundliche Gruß über die Straße, kleine nachbarschaftliche Dienste und Hilfestellungen, neue Freundschaften! Womit wir nicht gerechnet haben, war die Wirkung von Michls Knie über die Nachbarschaftsgrenzen hinaus. Unzählige Male durften wir bereits davon erzählen. Unter anderem bei der Sadt.Land.Schluss Konferenz im vergangenen Herbst, wo ich Christina Steininger von nonconform kennen gelernt habe. Sie hat uns im Anschluss daran gemeinsam mit dem österreichische Städtebund zur 3. Sitzung des Wissensnetzwerks Innenstadt eingeladen, um unter dem Thema “ Beteiligungsprojekte und BürgerInnenengagement“ von unseren gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse zu erzählen. Diese Einladung konnten wir nicht ausschlagen, setzten uns ins Auto und düsten nach Graz. Die Fahrtzeit nutzen wir, um nochmals in Erinnerungen an die Anfänge von Michls Knie zu schwelgen, die Geschichte vom kleinen Prinzen einmal komplett durchzuhören und die kulinarische Köstlichkeiten Salzburgs und der Steiermark zu genießen.

Das Wissensnetzwerk präsentiert sich uns als ein Gruppe sehr interessierte Menschen, denen allen eins gemeinsam ist: sie stecken viel Energie in die Gestaltung der Innenstädte. Das traf sich gut mit unserer Grundidee von Michls Knie. Wir waren also am richtigen Ort. Jetzt ging es um die Inhalte. Aus dem Einführungsvortrag von Rudolf Scheuvens ist mir der Gedanken hängen geblieben:

Der öffentliche Raum darf nicht „fertig gestaltet“ werden soll. So können bewusst Gestaltungs-Freiräume für die „zivilgesellschaftliche Erfindungskraft“ geschaffen werden.

Dieser Gedanken ist deshalb so spannend, weil er direkt an einen zentralen Diskussionspunkt in den folgenden beiden Workshops zum Thema Beteiligung anknüpft. Wir waren uns in den Gruppen mehr oder weniger einig darüber, dass Beteiligung nicht verordnet werden kann. Ganz im Gegenteil, sie braucht Identität und initiative Kraft um zu wirken. Was also können Städte und Gemeinden tun, um Beteiligung bei den Bürgern zu fördern? Ein Ansatz ist die Förderung eines beteiligungsfreundlichen Klimas. Eine konkrete Maßnahme dazu könnte durchaus die von Herrn Scheuvens angesprochene Idee des „nicht fertig gestalteten öffentlichen Raums“ sein.

Doch auch eine zweite wichtige Erkenntnisse habe ich aus Graz mitgenommen.

Beteiligung ist nicht nur irgendein Prozess oder eine Methode. Beteiligung setzt bei den sich Beteiligenden ein bestimmte Haltung voraus. Es geht um eigenverantwortliches Handeln und gemeinsames Gestalten.

Die Diskussion in der Runde hat auch hier wieder ein sehr einheitliches Stimmungsbild gezeigt. Diese Haltung müssen wir alle erst wieder lernen und üben. Als Bürger sind wir es vielfach gewohnt (oder sogar verwöhnt?), dass wir unsere Wünsche äußern und im guten Fall diese von den zuständigen Stellen realisiert werden (im schlechten Fall schimpfen wir gerne über die Nicht-Erfüllung). So hat auch unser kleines Projekt rundum Michls Knie gezeigt, dass es nicht selbstverständlich war, als Nachbarschaft selber Verantwortung zu übernehmen, sich den öffentlichen Raum temporär anzueignen und mit den eigenen Ressourcen und Talenten zu gestalten. Rückblickend war das für uns alle eine gelungene Übung, bei dir wir viel gelernt haben. Auch oder gerade speziell die notwendige Haltung für Beteiligung.