Wie wir morgen arbeiten? Ob wir morgen noch arbeiten? Arbeiten wir noch oder leben wir schon. Alle müssen arbeiten, um Geld zu verdienen. Das ist unumgänglicher Teil des Spiels. Darauf haben wir uns verständigt. Das glauben wir. Doch dieser Galube schwächelt. Von neue Formen des Arbeitens wird gesprochen. Davon, dass viele nicht mehr die volle Zeit arbeiten wollen oder besser überhaupt damit aufhören. Geht das überhaupt? Ist es nicht immer Arbeit, wenn wir etwas tun? Wir müssten ja untätig werden, wenn wir nicht mehr arbeiten wollen. Oder liegt hier drin irgendwo ein gedanklicher Fehler? Oder ein begrifflicher Fehler?

Fehler ist ein gutes Stichwort, wenn wir vom neuen Arbeiten sprechen. Fehler sollen in Zukunft wieder ihren festen Bestandteil in der Arbeit finden, damit wir lernen. Wir gestalten also im Zuge der neuen Arbeit Prozesse, welche uns dabei unterstützen, früh und schnell Fehler zu machen. Zum Beispiel Sprints. Noch besser, agile Sprints, bestehend aus vielen kleinen Schlaufen die einladen, sich darin zu verheddern. Eine Laufmasche zu produzieren, einen Fehler im schicken, roten Pullover.

Den roten Pullover hat Dirk beim „New Work Design“ Workshop von Dark Horse in Berlin ins Rennen geworfen, als wir uns im Rahmen der „Gewaltfreien Kommunikation“ gegenseitig Vorwürfe an die Köpfe geschmissen haben: „Wenn ich dir noch länger zuhören muss, fallen mir die Schlaufen aus meinem roten Pullover (oder so ähnlich).“ Im wirklichen Leben ein Fehler, ein No-Go, in dem wir aber sehr geübt sind. Die Kunst der Haltung hinter der GFKMethodik liegt dann darin, zuerst empathisch in mich hineinzuspüren, hineinzuhören, was gerade mit mir passiert und was der Vorwurf mit mir macht. Erst dann kann ich mit einer Annahme auf mein gegenüber Eingehen und nachfragen, was er denn eigentlich braucht. Das nennt sich Mitgefühl, oder noch hipper Empathie.

Empathie wir überhaupt großgeschrieben in dieser neuen Welt der neuen Arbeit. Ein Buzzword unter vielen, die uns die zwei Tage in Berlin um die Ohren fliegen. Eines, wie mir jetzt nochmal so richtig bewusst wurde, as mit Bedürfnissen und Beziehungen von Menschen zu tun hat. Das ist spannend, gerade dann, wenn wir die Frage nach den Bedürfnissen nach „neuen Formen des Arbeitens“ stellen. Was wünschen wir uns denn von diesem „New Work“? Was fehlt uns in der „Old Work“? Ich für meinen Teil würde darauf im Moment mit „Menschlichkeit“ antworten. Etwas, dass sich vor allem durch Beziehungen und Bedürfnissen ausdrückt. Und vielleicht leben wir dann in Zukunft nicht mehr um zu arbeiten, sondern arbeiten, weil es sich wie Leben anfühlt. Oder wir leben einfach. Am besten gemeinsam in lebendigen Gemeinschaften.

Die kommen uns leider allerorts abhanden. Die religiöse Gemeinschaft, jene im Heimatsort und in der Nachbarschaft, aber auch die in der eigenen Familie. In der Arbeit? Naja, habe hier noch oft den den Begriff der „Gemeinschaf“ vernommen. Obwohl, wenn „New Work“ zu einem großen Teil auch durch menschliche Beziehungen und Bedürfnisse gestaltet wird, dann könnten wir doch zukünftig auch von Arbeitsgemeinschaften sprechen. Und Arbeit wir dabei zum Resonanzkörper, über den wir wieder miteinander in den Kontakt kommen, uns Kennenlernen und Gefühle füreinander entwickeln. Eigentlich ein schöner und einladender Ort, diese „New Work Welt“, speziell auch für die Y Menschen unter uns, die wir alle einmal waren, deren Sehnsucht aber bei uns allen ganz laut in unserer Brust schlägt.

Lasst uns die Gunst der Stunde nutzen. Das Situationspotential ist aktuell gerade hoch. Wir lernen in der aktuellen Not der Arbeitswelt all das, was wir morgen brauchen. Vielleicht müssen wir die Notwendigkeit sogar noch mit Nachdruck erhöhen, damit wir uns früher auf das Gelingen der Rückkehr aus diesem Abenteuer fokussieren können. Denn nur alleine das Wissen darüber, wie wir morgen arbeiten sollten, wird nichts verändern. Wir müssen die kleinen Risse im Hier & Jetzt finden, den Fuss die den Spalt der Türe stecken und mit all unserer Leidenschaft und Begeisterung das Tun, was wir selbst tun können. Und vielleicht ist genau das das neue an unserem Arbeiten – das Tun – denn selbst wenn wir nicht mehr arbeiten wollen, wollen wir nicht untätig sein.